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11. Juni 2021 // #
Zuletzt geändert am 24. September 2021

Laufschuh-Test: Hoka One One Carbon X 2

Laufschuh-Test: Hoka One One Carbon X 2

Disclaimer:
Für diesen Test hat mir Hoka One One den Carbon X 2 zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Alle Aussagen stellen meine persönlichen Erfahrungen und Meinungen zum Carbon X 2 dar.

Der Carbon X 2 auf einen Blick

  • 260 g bei einer Laufschuhgröße von 44
  • Sprengung von 5 mm
  • Carbonfaserplatte
  • Jan Frodenos Weapon of Choice

Mit einer Pressemitteilung sorgte Hoka One One im Frühjahr 2020 für ein Erdbeben innerhalb der Laufszene.

Denn der französische Sportartikelhersteller hatte einen neuen Athleten unter Vertrag genommen.

Der neue Markenbotschafter war niemand geringeres als Deutschlands erfolgreichster Triathlet aller Zeiten.

Jan Frodeno.

Champion des Jahres 2008, mehrfacher Sportler des Monats, Olympiasieger, dreifacher Ironman-Hawaii-Gewinner.

Die Liste von Frodenos sportlichen Auszeichnungen ist lang.

Der Triathlet hatte zuvor unzertrennlich mit ASICS in Verbindung gestanden.

Da das japanische Unternehmen jedoch kein wettkampffähiges Modell mit Carbon-Technologie im Portfolio hatte, zog es Frodo zu Hoka One One.

Hier lächelte er auch gleich mit dem Carbon X an den Füßen in die Linse.

Jetzt hat Hoka One One ein Update des Wettkampfschuhs veröffentlicht.

Und eins ist klar.

Der neue Carbon X 2 ist ein ernstzunehmender Player im umkämpften Carbon-Schuh-Markt:

Denn mit diesem Laufschuh an den Füßen siegte Frodeno gleich bei seinem ersten Wettkampf der Saison beim Halbdistanz-Triathlon auf Gran Canaria.

First Step In

Fast zeitgleich mit Frodeno bin auch ich zu Hoka One One gewechselt.

Mit dem Carbon X hatte ich mich erstmalig an einen Carbonschuh gewagt.

Er sollte mein neuer Wettkampfschuh für zukünftige 10km- und Halbmarathon-Rennen sein.

Deshalb war ich entsprechend neugierig, als ich den Carbon X 2 in der Hand und an den Füßen hatte.

Was sich einstellte war das bekannte Hoka-Phänomen.

Der Schuh sitzt perfekt.

In der Toebox haben die Zehen genügend Spielraum.

Gleichzeitig vermittelt der Carbon X 2 einen sicheren Halt.

Der Schaft schmiegt sich gut an den Fuß an, wodurch die Ferse fest im Schuh sitzt.

Trotz der sichtlich hohen Sohle hast du aber keineswegs das Gefühl zu schwimmen.

Für einen Wettkampf-Schuh ist der Carbon X 2 ziemlich komfortabel.

Die Carbonfaserplatte im Schuh bemerkst du gleich bei den ersten Schritten.

Und auch hier wird schnell klar.

Komfort ist eher ein positives Nebenprodukt.

Denn der Carbon X 2 ist direkt und lechzt nach Geschwindigkeit.

Ein Leichtgewicht ist er allerdings nicht.

Mit gut 260 Gramm bei einer Laufschuhgröße von 44 bringt er etwas mehr auf die Waage als der Vorgänger (248 g).

Zum Vergleich: Der Metaspeed Sky von Asics wiegt hingegen lediglich 185 Gramm.

Komfort trifft auf Geschwindigkeit: Bereits bei der ersten Anprobe ist das angenehme Tragegefühl im Carbon X 2 aufgefallen

Zurück zur Lasche

Die größten Veränderungen zum Vormodell finden sich eindeutig im Bereich des Obermaterials.

Im Vergleich zur Erstauflage ist das sogenannte Upper optisch deutlich ansprechender – es sieht wesentlich dynamischer aus.

Darüber hinaus wirkt der Carbon X 2 bedeutend funktionaler.

Zum Beispiel ist die oberste Öse des Schnürsystems an den Oberschuh genäht.

Somit hast du bei der Art der Schnürung mehr Flexibilität und gleichzeitig auch einen besseren Halt.

Das trifft besonders auf die Marathonschnürung zu.

Die Zunge ist etwas steif, aber nicht mehr vollständig mit dem Obermaterial vernäht.

Wie auch beim Adizero Pro von adidas sorgen zwei breite Zugbänder im Schuh für den perfekten Sitz.

Die Lasche liegt somit besser an, schützt mitunter aber nicht unbedingt vor Druckstellen auf dem Spann.

Besonders stark fallen die Änderungen zum Vorgänger im Rückfuß-Bereich auf.

Beim Carbon X 2 verzichtet Hoka auf eine feste Fersenkappe.

Durch einen erhöhten Ferseneinstieg sitzt dein Fuß bombenfest im Schuh.

Besonders für Läufer mit Problemen an der Achillessehne ist der Fersenbereich eine Wohltat.

Denn hier ist die Achillessehne ausreichend geschützt.

Zudem besitzt der Carbon X 2 einen aktuell hoka-typischen Heckspoiler.

Dieser verleiht dem Schuh nicht nur optisch seine Dynamik.

Er soll auch das Abrollverhalten verbessern.

Das Sohlenprofil hat sich hingegen kaum verändert.

Lediglich die Mischung des gummierten EVA ist neu.

Es soll noch mehr Halt und etwas mehr Dämpfung geben, was ich jedoch kaum gespürt habe.

Der Heckspoiler des Carbon X 2 soll nicht nur dein Abrollverhalten, sondern auch die Dynamik des Schuhs optimieren

Vorsicht mit weißen Socken

Das Mesh des Obermaterials ist nicht nur atmungsaktiv.

Es liegt auch sehr angenehm am Fuß.

Gleichzeitig ist das Material – wie du es von Hoka-Schuhen gewohnt bist – sehr gut verarbeitet.

Einen Minuspunkt gibt es jedoch für das Material der Schuh-Zunge.

Denn die Rückseite der Lasche ist aus einer Art Wildleder gefertigt.

Das mag zwar keine Auswirkungen auf den Sitz, den Komfort oder die Funktionalität der Zunge haben.

Allerdings färbt das Material stark ab.

Nach dem ersten Lauf haben meine weißen Socken den rot/orangenen Fiesta-Farbton des Carbon X 2 angenommen.

Die Färbung hat sich mit Gallseife zwar wieder entfernen lassen.

Derart Missgeschicke sollten aber nicht vorkommen.

Wohltat für die Ferse

Der Carbon X 2 ist genau wie sein Vorgänger ein untypischer Wettkampfschuh.

Denn er ist verhältnismäßig komfortabel.

Der Fersenbereich des Laufschuhs hat daran einen großen Anteil.

Die Fersenkappe im Carbon X 2 bietet ausreichend Halt und Support für deinen Rückfuß.

Außerdem ist sie wesentlich angenehmer gepolstert.

Achillessehnenschmerzen, brennende Blasen oder ein schlechter Sitz im Schuh gehören der Vergangenheit an.

Der Fersenbereich des Carbon X 2 ist ordentlich gepolstert

Mittelsohle ohne Bounce

Das Stichwort bei der Mittelsohle lautet Profly.

Es ist der Name der Technologie, die ausreichend Dämpfung und gleichzeitig mehr Vortrieb verspricht.

Der Carbon X-SPE war bereits damit ausgestattet.

Ein großer Unterschied zwischen den Modellen habe ich allerdings nicht wahrgenommen.

Subjektiv betrachtet, war der Carbon X etwas dynamischer und auch weniger schwerfällig als sein Nachfolger.

Der Carbon X 2 bietet jedoch minimal mehr Dämpfung.

Grundsätzlich solltest du dir aber eines bewusst sein.

Der Carbon X 2 ist nicht so bouncy wie ein Nike Vaporfly Next oder ein Saucony Endorphin Pro.

Dafür bietet die Lauffläche jedoch mehr Stabilität.

Das merkst du besonders bei deinen langen Läufen.

Mehr Dämpfung, weniger Bounce: Das Laufgefühl im Carbon X 2 ist nicht ganz so reaktiv

Kurzlebige Außensohle

Hoka hat nicht viel an der Außensohle verändert.

Die Eigenschaften können also recht schnell zusammengefasst werden.

Der Carbon X 2 entfaltet sein volles Potenzial vor allem auf asphaltierten Straßen.

Feiner Schotter stellt zwar keine Herausforderung dar.

Allerdings solltest du auf diesem Untergrund gerade bei hohem Tempo etwas vorsichtiger bei scharfen Richtungswechsel sein.

Auf Trails, im Wald oder auf Feldwegen solltest du zu einem anderen Schuh greifen.

Denn hierfür fehlt es dem Carbon X 2 an Grip.

Zudem hebt der weiche Untergrund den Effekt der Energierückführung durch die Carbonfaserplatte auf.

Das gilt jedoch für alle Laufschuhe mit Carbon-Technologie.

Zwar bietet die Außensohle des Carbon X 2 genügend Möglichkeiten, um Aquaplaning auf nassen Untergründen zu vermeiden.

Dennoch vermittelt der Laufschuh bei feuchten Straßen nicht besonders viel Sicherheit.

Leider unterwirft auch Hoka sich dem Trend der geringen Haltbarkeit.

Vor allem Wettkampfschuhe haben einen hohen Verschleiß.

Demnach verzeichnet die Außensohle bereits nach wenigen Läufen einen hohen Abrieb.

Die Außensohle des Carbon X 2 überzeugt leider nur durch die Kurzlebigkeit des Materials

Die Stärken des Carbon X 2

Die positiven Eigenschaften eines gewöhnlichen, neutralen Trainingsschuh in der Hülle eines Wettkampfschuhs.

Das zeichnet den Carbon X 2 aus.

Verglichen mit den meisten anderen Schuhen aus dem Carbonsektor hat sich Hoka One One hier ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen.

Der Komfort im Schuh, die Stabilität und der Sitz des Fußes – besonders im Rückfußbereich – kannst du in dem Maße in einem Racing-Schuh nicht erwarten.

Zudem kannst du im Carbon X 2 auch problemlos deine individuelle Einlagen nutzen.

Der Laufschuh wird somit noch flexibler.

Last but not least: Der Preis.

Der Carbon X 2 kostet 180 Euro und ist somit günstiger als die meisten Laufschuhe mit Carbonfaserplatte.

Tatsächlich gibt es auf dem Markt aktuell nur ein günstigeres Modell:

Der Rocket X, ebenfalls von Hoka One One, kostet lediglich 160 Euro.

Die Schwächen des Carbon X 2

Bei so viel Komfort müssen Hersteller natürlich auch Kompromisse eingehen.

Statt das Gewicht des Laufschuhs zu reduzieren, legt Hoka One One den Fokus auf die Bequemlichkeit des Carbon X 2.

Zwar ist der Schuh nur minimal schwerer als vergleichbare Modelle.

Unter den Laufschuhen mit Carbonfaser zählt der Carbon X 2 jedoch zu den Wonneproppen.

Und je länger der Wettkampf und umso müder die Muskeln, desto deutlich spürst du auch dieses Übergewicht.

Zudem weist der Carbon X 2 Mängel am Material auf.

Die abfärbende Zunge und die Kurzlebigkeit der Außensohle sind mir bei meinem Test direkt aufgefallen.

Ideal für lange Distanzen

Aus irgendeinem Grund sehen sich Firmen verpflichtet, ihre Produkte stets mit markigen Sprüchen zu garnieren.

Das trifft auch auf die Produkte von Hoka One One zu.

Go the distance. Go there fast.

Dieses Motto hat der französische Sportartikel-Hersteller auf die Einlegesohlen des Carbon X 2 gedruckt.

In diesem Fall trifft dieser Slogan jedoch voll zu.

Insbesondere der erste Teil bestätigt sich.

Denn meiner Meinung nach funktioniert der Carbon X 2 am besten auf langen Strecken.

Der Laufschuh eignet sich also bestens für Distanzen von 10-42 Kilometer.

Selbst für schnelle Ultramarathons würde ich den Carbon X 2 in Betracht ziehen.

Zwar ist der neueste Wettkampf-Schuh von Hoka One One weitaus weniger reaktiv und sicherlich auch schwerer als vergleichbare Modelle.

Statt des dynamischen Bounce bietet der Carbon X 2 aber deutlich mehr Komfort und Stabilität als nahezu alle seine Konkurrenten.

Denn im Gegensatz zu einem Metaspeed Sky von Asics kannst du den Carbon X 2 auch problemlos bei lockeren Dauerläufen oder den Longruns am Wochenende laufen.

Der Laufschuh von Hoka One One ist somit quasi alltagstauglich.

Und all das zu einem unschlagbaren Preis von 180 Euro.

Als ich mir vor einem Jahr den Carbon X gekauft habe, wollte ich ihn als neuen Wettkampf-Schuh etablieren.

Dann kam die Corona-Pandemie.

Mit dem Carbon X 2 hat sich dieses Ziel natürlich nicht geändert.

Ich warte nur auf den Moment, diese Waffe auch mal im Wettkampf tragen zu können.


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Robin
Laufen und Schreiben sind meine absolute Leidenschaft. Als ausgebildeter Ausdauercoach, Content-Creator und Chefredakteur helfe ich dir, deine Ziele zu erreichen. Zudem halte dich auch über die aktuellen Neuigkeiten aus der Laufszene und über das neuste Running-Equipment auf dem Laufenden. Ob schnelle 5k oder lange 100 Kilometer, ob auf der Straße, in den Bergen oder in der Wüste – ich fühle mich auf allen Strecken und in jedem Gelände wohl.

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