Okay, okay. Ich gebe zu, die Headline ist ein kleines bisschen reißerisch.
Zu einem Gesamtsieg beim Gänseliesellauf 2018 in Monheim hat es nämlich nicht ganz gereicht. Trotzdem ist die Überschrift dieses Artikels auch nicht vollkommen falsch. Denn während es in der Gesamtwertung nur zu einem 4. Platz gereicht hat, war ich der Schnellste in meiner Altersklasse.
Und da solche Momente ziemlich rar gesät sind, koste ich diesen Sieg natürlich voll und ganz aus.
In diesem Artikel
Gänseliesellauf 2018
Monheim am Rhein - wer kennt das beschauliche Örtchen nicht?
Der jährliche Gänseliesellauf wird vom heimischen Leichathletik-Verein - dem SG Monheim - veranstaltet. Dabei stehen den Läufern verschiedene Wettkämpfe zur Auswahl: Neben einem 5-Kilometer und einem 10-Kilometer-Lauf kann die jüngere Generation an Unterdistanzen wie 900m- oder 2-Kilometer-Läufen teilnehmen.
Gerade mal zwei Tage vor dem Wettkampf hatte mich eine Freundin vom Run Squad CGN gefragt, ob ich sie zu einer neuen 10-Kilometer-Bestzeit pacen wolle. Als ich gehört habe, dass man in Monheim auch über 5 Kilometer starten kann, war ich sofort dabei. Denn an einem 5-Kilometer-Wettkampf hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr teilgenommen.
Außerdem hatten mein Coach und ich nach meinem Fehlversuch bei #Breaking3 beschlossen, den Fokus zunächst auf die Verbesserung meiner 5- und 10-Kilometer-Bestzeiten zu legen. Um einen Marathon in unter drei Stunden zu laufen, sollte man nämlich in der Lage sein die 5 und die 10 Kilometer in unter 20 Minuten respektive in unter 40 Minuten laufen zu können.
Dazu muss ich gestehen, dass ich kein Freund der Unterdistanzen bin. Denn im Gegensatz zum Halbmarathon oder zum Marathon verlangen dir Wettkämpfe auf 5 oder 10 Kilometer alles ab. Laufen am absoluten Anschlag.
Der einzige Vorteil dieser beiden Distanzen? Man steht schnell wieder unter der Dusche!
Den Führungstrupp fest im Blick
Meine Wettkampf-Strategie sah vor, das Tempo nach jedem Kilometer um fünf Sekunden zu verschärfen. Bei einer Startgeschwindigkeit von 4:00 min/km würde ich den letzten Kilometer also in 3:40 min/km laufen.
Nach einem kurzen WarmUp und ein paar Lauf-ABC-Übungen reihte ich mich im Startblock ein. Leider hatte ich die Zeit etwas aus den Augen gelassen, weshalb ich lediglich einen Platz in der dritten Reihe ergattern konnte.
Blöderweise stand vor mir eine Horde wilder Kids, die dem Start nervös entgegenfieberten. Als der Startschuss fiel, musste ich mich zunächst dem langsameren Tempo beugen und mich im Slalom nach vorne kämpfen. Erst nach einigen hundert Metern hatte ich meine Zielpace erreicht.
Voller Verwunderung war ich nur einige Meter hinter der Führungsgruppe. Noch nie in meinem Leben konnte ich mit den führenden Läufern Schritt halten. Aber auf eine Platzierung unter den Top 3 zu liebäugeln, hielt ich für vollkommen absurd - die anderen Läufer würden das Tempo sicherlich noch verschärfen.
Ich lief also meine Pace. Dank erhöhtem Adrenalinspiegel allerdings etwas schneller als die angepeilten 4:00 min/km.
Der Rundkurs war knapp 2,5 Kilometer lang. Bedeutet im Umkehrschluss: Wir mussten zwei Runden laufen. Die Strecke war nicht besonders anspruchsvoll, da hauptsächlich auf den flachen Straßen der Innenstadt gelaufen wurde. Zwar gab es zwei kleine Anstiege, diese konnten aber problemlos mit konstantem Tempo erklommen werden.
Mit Mut zur neuen Bestzeit
Die Monheimer waren an diesem Tag ein sehr stimmungsvolles Völkchen. Natürlich hat das sonnige Wetter der Atmosphäre in die Karten gespielt, denn viele Anwohner hatten es sich mit Liegestühlen oder Bierzeltgarnitur am Straßenrand bequem gemacht.
Immer wieder wurde man angefeuert oder mit einem Gartenschlauch abgekühlt. Ein Mann war sogar so freundlich mir meine aktuelle Platzierung zuzurufen. Es motivierte mich ungemein, dass mein Vordermann nur wenige Sekunden vor mir lag. Ich verschärfte das Tempo ein weiteres Mal!
Zu Beginn der zweiten Runde lag ich auf einem sicheren fünften Platz. Den Abstand zu meinem Hintermann hatte ich auf einige hundert Meter vergrößern können. Gleichzeitig hatte ich den Vorsprung meines Vordermanns verkürzt.
Insbesondere bei den Anstiegen mussten die führenden Läufer scheinbar beißen. Mir hingegen bereiteten die kleinen Anstiege keine großartigen Probleme.
Als ich gemerkt habe, dass mein Vordermann bereits auf dem Zahnfleisch läuft, habe ich das Tempo nach dem letzten Anstieg ein letztes Mal angezogen. Im Windschatten meines Gegners heftete ich mich an seine Fersen, um ihn dann im richtigen Zeitpunkt zu überholen.
300 Meter vor dem Ziel lieferten wir uns ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das ich knapp für mich entscheiden konnte. Fast zeitgleich überquerten wir die Ziellinie nach 19:19 Minuten.
Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, auf welchem Gesamtplatz ich letztendlich gelandet war. Das Überholmanöver war mehr ein Sieg gegen den inneren Schweinehund als ein ambitionierter Versuch aufs Treppchen zu springen.
Im Zielbereich erfuhr ich wie knapp das Rennen ausgegangen war: Die Führungsgruppe sei gerade mal neun Sekunden vor mir ins Ziel gelaufen.
Meine Gesamtplatzierung war in diesem Moment allerdings Nebensache. Alles, was zählte, war meine neue persönliche Bestzeit!
LESENSWERT: Venlo Halbmarathon 2018
Nach dem Rennen ist vor dem Rennen
Nach meinem erfolgreichen Wettkampf hatte ich fast verdrängt, dass ich Franzi noch beim 10-Kilometer-Lauf pacen sollte.
Bis zum Start waren es noch gute 40 Minuten. Also noch genügend Zeit, sich auf den zweiten Lauf des Tages vorzubereiten. Glücklicherweise hatte ich die Möglichkeit mich in der hiesigen Grundschule ausruhen, lockern und rehydrieren zu können. Außerdem musste ein frisches Laufshirt her.
Franzi wollte die 10 Kilometer unter 45 Minuten laufen. Das entspricht einer Pace von knapp 4:30 min/km.
Kurz vor dem Start dann dasselbe Spiel: Platzierung in einer der mittleren Reihen, Slalom durch die Läufermassen, Einpendeln bei der Zielpace.
Während sich das Umkurven der vorderen Läufer noch relativ einfach gestaltete, pendelte sich die Zielpace recht behebig ein. Denn Franzi legte ein unglaubliches Tempo vor. Zu allem Übel verlief der erste Teil der Strecke bergab. Ich hatte aber keineswegs das Gefühl, Franzi bremsen zu müssen - wenns läuft, dann läufts!
Auf den ersten Kilometern waren wir also ziemlich flott unterwegs. Erst ab der zweiten Hälfte hatte ich das Gefühl, dass Franzi langsam aber sicher die Puste ausgeht. Der Plan war nun, den Wettkampf in einem konstanten 4:30er Schnitt zu Ende zu laufen. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns bereits auf der letzten Runde.
Nach exakt 44:46 Minuten hatten wir den 10-Kilometer-Wettkampf mit einer neuen persönlichen Bestzeit für Franzi beendet.
Aber damit nicht genug: Nachdem die Ergebnisse ausgehängt worden waren, haben wir erstaunt festgestellt, dass wir beide im Gesamtclassement der jeweiligen Wettkämpfe den vierten Platz belegt haben.
Ergebnis Robin (5 Km): 4. Platz Gesamt, 1. Platz AK (00:19:19)
Ergebnis Franzi (10 Km): 4. Platz Gesamt, 2. Platz AK (00:45:21)