Wer einen Marathon in unter drei Stunden laufen will, der sollte schnell genug sein, die 5 Kilometer in unter 20 Minuten sowie die 10 Kilometer in unter 40 Minuten zu laufen.
Nachdem ich vergangene Woche beim Gänseliesellauf 2018 meinen ersten Sieg bei einem Wettkampf erlaufen hatte, wollte ich jetzt die sub40 auf 10 Kilometer knacken.
Für den Angriff auf eine neue persönliche Bestzeit hatte ich mir den HIT-Panormalauf im rheinländischen Hennef ausgesucht.
Laut der Internetseite vom Hennefer Europalauf sei die Strecke überwiegend flach. Als ich mich aber zehn Minuten nach dem Startschuss auf einem langgezogenen Anstieg wiederfand, bereute ich meine Entscheidung mich für den Wettkampf angemeldet zu haben.
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Hennefer Europalauf 2018
Am 23. Juni 2018 war in Hennef die Hölle los. Nicht nur aufgrund des Public Viewings der Weltmeisterschaft, sondern aufgrund des Teilnehmer-Anlaufs beim jährlichen Hennefer Europalauf!
Knapp 1700 Läufer hatten sich angemeldet, um auf verschiedenen Distanzen gegeneinander um die Wette zu laufen. Vom Schnupperlauf (1,1 Kilometer) und einem Familylauf (3,3 Kilometer) über den Panoramalauf (10 Kilometer) bis hin zum Brückenlauf (21,1 Kilometer) - für jedes Laufniveau war eine Distanz dabei.
Für mich stand der 10-Kilometer-Panoramalauf auf dem Plan. Denn als Vorbereitung auf die zweite Marathon-Saison hatten mein Coach und ich uns auf die Verbesserung meiner persönlichen Bestzeiten auf den Unterdistanzen fokussiert. Nachdem es beim Gänseliesellauf 2018 überraschenderweise zu einem Sieg in meiner Altersklasse gereicht hatte, wollte ich in Hennef das Ziel sub40 auf 10 Kilometern erreichen.
Das Teilnehmerfeld war ordentlich besetzt: Eine Reihe Kenianer hatte sich zum Ziel gesetzt, an der sub30 zu kratzen. Einige Läufer um mich herum setzten sich eine sub35 zum Ziel. Ein Top-3-Finish in meiner Altersklasse war also äußerst utopisch.
Im Gegensatz zum Gänseliesellauf in Monheim startete ich aus der ersten Reihe. Ich musste mich also nicht erst nach vorne kämpfen. Stattdessen stand ich vor der Herausforderung nicht das Tempo der Kenianer mitzugehen. Glücklicherweise pendelte ich mich recht zügig bei meiner Zielpace ein. Das Rennen hätte sonst ein jähes Ende gefunden.
LESENSWERT: Gänseliesellauf 2018
Vom Anstieg überrascht
Ich gebs zu. Ich hatte mir die Strecke des Hennefer Europalaufs im Vorfeld nicht angeschaut. Den Beschreibungstext auf der Website hatte ich mir auch nicht vollständig durchgelesen. Nach knapp drei Kilometern stand ich also sprichwörtlich wie Ochs vorm Berg als der erste langgezogene Anstieg mich herzlich begrüßte.
In Köln trainiere ich hauptsächlich auf flachen Strecken. Dieser Anstieg erschien mir also fast schon so wie ein Berg. Zum Glück habe ich mit Anstiegen bislang noch keine ernsthaften Probleme bekommen. Daher konnte ich meines Durchschnittspace während des Anstiegs auch halten.
Streckentechnisch war der Kurs genial. Nachdem wir zum Dorf Weingartsgasse hochgelaufen sind, hatte man eine traumhafte Aussicht über das Siegtal und das Siebengebirge. Nur blieb für Sightseeing keine Zeit. Ich spürte schon den Atem meiner Gegner im Nacken.
Die zweite Hälfte des Rundkurses verlief um das Naturschutzgebiet des Allner Sees. Entlang der Sieg liefen wir wieder in Richtung Ziel.
Auf den letzten 5 Kilometern waren einige Streckenabschnitte so schmal, das ein Überholen nicht möglich war. Das stellte sich für mich allerdings als Vorteil heraus. Denn im Windschatten meiner Vordermänner konnte ich mir einige Körner aufsparen, um das Tempo auf den letzten Kilometern nochmal verschärfen zu können. Das Ziel unter 40 Minuten zu bleiben war greifbar, allerdings nur mit einem höheren Tempo erreichbar.
Top-3-Finish mit Hürden
Für die verbleibenden zwei Kilometer blieben mir exakt vier Minuten, um knapp unter 40 Minuten zu bleiben.
Meine Uhr zeigte eine Pace von 3:50 min/km an als ich zu einem letzten Überholmanöver ansetzte. Dummerweise ist der letzte Kilometer vom Hennefer Europlauf eine mentale Herausforderung.
Bereits beim WarmUp war mir aufgefallen, dass die meisten Läufer knapp 800 Meter wie verrückt ins Ziel sprinten. Zwar ist der Zielbereich bereits sichtbar, die zwei Schlenker vor dem Ziel allerdings nicht. Statt 100 Meter müssen die Läufer also noch 500 Meter absolvieren.
Obwohl ich mir diese kritische Passage mehrfach angesehen und gemerkt hatte, hatte ich die Streckenführung während des letzten Kilometers nicht mehr im Kopf.
Auch ich sprintete los, sobald ich den Zielbogen sah. Dementsprechend waren die letzten Meter ein Ritt auf der Rasierklinge. Es wäre allein meine Schuld gewesen, wenn ich die sub40 aufgrund meines Gedächtnisses verspielt hätte.
Der Ritt auf der Rasierklinge nahm allerdings ein glückliches Ende: Mit schmerzverzerrten Gesicht rettete ich mich nach 39:39 Minuten ins Ziel.
Während die Führungsgruppe bereits nach einer knappen halben Stunde ins Ziel gelaufen war (31:18 Minuten), staunte ich nicht schlecht, dass ich mit meiner Zeit nicht nur eine neue persönliche Bestzeit gelaufen, sondern auch noch Zweiter meiner Altersklasse geworden war.
Zwei Top-3-Finishes und zwei neuen Bestzeiten innerhalb von 14 Tagen? Das kann sich doch sehen lassen!
Panorama statt Party
Eines muss man dem Hennefer Europalauf lassen: Der Rundkurs ist landschaftlich ohne Zweifel ausgesprochen reizvoll. Was der Kurs jedoch an Panorama bietet, fehlt dem Wettkampf an Atmosphäre. Zwar feuern einige schaulustige Anwohner die Läufer am Streckenrand an. Den Großteil des Wettkampfs bestreitet man allerdings ohne zusätzliche Anfeuerungsrufe.
Auf die Extraportion Motivation kann man bei einem 10-Kilometer-Wettkampf womöglich noch verzichten. Ich könnte mir jedoch gut vorstellen, dass die langsameren Läufer oder die Halbmarathonis sich streckenweise aber ziemlich allein gefühlt haben mussten.
Die Stimmung auf der Strecke soll hier aber keinesfalls ein ausschlaggebendes Kriterium sein. Sobald man zurück in die Hennefer Innenstadt läuft, wird es am Streckenrand auch wieder lauter.
Was die Organisation betrifft, so lief von der Abholung der Startunterlagen bis zum Zieleinlauf alles reibungslos. Selbst das Parken stellte kein großes Problem dar: Im Parkhaus eines größeren Einkaufscenters kostet das Tagesticket schlappe 2,50 Euro.
Den Hennefer Europalauf kann ich also problemlos weiterempfehlen. Wer jedoch seine persönliche Bestzeit verbessern will, aber keine Anstiege gewohnt ist, der sollte sich lieber für einen schnelleren, flacheren Kurs entscheiden.