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2. Juni 2022 // #
Zuletzt geändert am 02. Juni 2022

Innsbruck Alpine Trailrun Festival 2022: Von Stürzen, Krämpfen, Aufgeben und Durchbeißen

Innsbruck Alpine Trailrun Festival 2022: Von Stürzen, Krämpfen, Aufgeben und Durchbeißen

Das Innsbruck Alpine Trailrun Festival konnte 2022 endlich wieder wie gewohnt stattfinden.

Drei Tage lang pilgern Trailrunning-Fans in die österreichische Alpenstadt, um sich auf verschiedenen Distanzen zu beweisen.

Ich habe dabei die 60-Kilometer-Strecke in Angriff genommen.

Am Ende war es das härteste Rennen, das ich jemals gelaufen bin.

Sogar härter als mein 100-Kilometer-Lauf durch die Sahara.

„Nie wieder!“

Das waren meine Worte im Ziel vom Großglockner-Ultratrail 2021.

Die Distanz, die Höhenmeter, das kräfteraubende Training.

Derartige Strapazen wollte ich meinem Körper nach meinem ersten Ultratrail nicht nochmal zumuten.

Doch es kommt ja bekanntlich immer alles anders als man denkt.

Vor allem, weil wir Läufer dafür bekannt sind, uns erst zu schwören, Dinge nie wieder zu tun, nur um sich am Ende des Tages dann für das nächste verrückte Laufabenteuer anzumelden.

Und so kommt es also, dass ich diese Zeilen während meiner Zugfahrt von Köln nach Innsbruck schreibe.

Acht Wochen Training habe ich bereits in den Beinen.

60 Tage, in denen ich vertikale Meter bis zum Umfallen gesammelt habe.

Doch in Köln war es gar nicht so leicht, die entsprechenden Höhenmeter für ein Ultratrail in den Alpen zu fressen.

Klar, im hiesigen Siebengebirge kann man schon den ein oder anderen Bergsprint absolvieren.

Wenn man jedoch 60 Minuten bergauf laufen soll, um 20 Minuten Downhill-Belastung zu trainieren, fehlt den kleinen Hügel im Mittelgebirge einfach die Power.

Zudem war es eine echte Herausforderung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auch nur in die Nähe von hügeligem Terrain zu kommen.

Denn aufgrund von Baumaßnahmen an den Gleisen zwischen Köln und Königswinter verkehrte nur der Schienenersatzverkehr während meiner gesamten Trainingszeit.

Statt also 40 Minuten in die Berge zu brauchen, musste ich 90 Minuten lang in Bahn und Bus sitzen.

Und ganz ehrlich?

Bei drei Stunden Zugfahrt für eine Stunde Lauftraining überlegt man es sich zweimal, die Strapazen auf sich zu nehmen.

Der Kosten-Nutzen-Faktor will schließlich gewahrt werden.

Statt an der frischen Luft habe ich daher unzählige Stunden auf dem Laufband geschwitzt, nur um für die 1.700 Höhenmeter im Auf- und im Abstieg beim Innsbruck Alpine Trailrun Festival gerüstet zu sein.

Somit fühle ich mich zwar für die Uphills angemessen vorbereitet – an der notwendigen Technik für die Downhills mangelt es mir aber nach wie vor.

Ein Flachland-Tiroler hat es in den Alpen nicht einfach.

Dreitägiges Läufer-Festival

Das Innsbruck Alpine Trailrun Festival (IATF) lockt seine Teilnehmer bereits zum siebten Mal in die österreichische Alpenstadt.

Dabei hat jeder Läufertyp und jedes Leistungsniveau die Möglichkeit sich auf den unterschiedlichsten Distanzen zu behaupten.

Über allem thront der K110, der sogenannte Masters Of Innsbruck.

Die 103-Kilometer-lange Strecke mit 4.800 Höhenmeter im Aufstieg verlangt den Teilnehmern alles ab.

Als wäre es nicht schon kräftezehrend genug, 100 Kilometer am Stück zu laufen, wartet eine echte Härteprüfung beim K110 auf die Ultraläufer.

Beim letzten Anstieg müssen die Teilnehmer nochmal 1.100 Höhenmeter auf einer Strecke von acht Kilometern bewältigen.

Als verdiente Belohnung wartet der Zirbenweg hoch über Innsbruck.

Der leicht bis mittelschwierige Panoramaweg oberhalb der österreichischen Alpenstadt ist unter den Tiroler Genusswanderwegen ein echter Klassiker.

Er bietet herrliche Tiefblicke ins Inntal und Ausblicke auf rund 400 Alpengipfel, vor allem auf das mächtige Karwendel, das direkt gegenüber liegt.

Fragt sich natürlich nur, ob man das atemberaubende Panorama nach so langer Zeit auf den Beinen auch wirklich genießen kann.

Beim K85 müssen die Teilnehmer etwas weniger Distanz zurücklegen.

Der Hearts Of The Alps Ultra versucht die Läufer auf 79 Kilometer und 3.000 Höhenmeter in die Knie zu zwingen.

Die Streckenführung ist nahezu identisch mit dem K110, allerdings fehlt der letzte Anstieg auf den Zirbenweg.

Doch auch Nicht-Ultra-Läufer können ihre Leidenschaft für anspruchsvolle Trails beim IATF nachgehen.

Denn die Organisatoren des Innsbruck Alpine Trailrun Festival wissen wie man Läuferherzen zum Leuchten bringt.

Daher gibt es auch den klassischen Trailmarathon, das 35-Kilometer-lange Discovery Race, den Trailhalbmarathon, den Rookie Trailrun, den Night Trail und die Business-Alternative, bei denen Kollegen oder Vereinskameraden den Arbeitstag in spaßiger Atmosphäre ausklingen lassen.

Und damit die Läufer auch an verschiedenen Hotspots der Strecken eine angemessene Unterstützung genießen können, gibt es den Cheering Bus.

Per Hop-on-Hop-off können Fans und Freunde die Läufer an sechs verschiedenen Stationen anfeuern und unterstützen.

Mit dem Busticket werden die Zuschauer direkt zur Strecke gebracht.

Zudem ist im Ticket eine Mahlzeit enthalten, schließlich ist das Anfeuern mindestens genauso anstrengend wie das Laufen an sich.

Insgesamt machen die verschiedenen Distanzen, das umfangreiche Rahmenprogramm, der Start der Langdistanzen mitten in der Nacht und die mediale Berichterstattung per Livestream das gesamte Trailrun Festival zum absoluten Highlight einer jeden Trailsaison.

Bei der Auflistung der verschiedenen Distanzen habe ich bewusst eine Strecke außen vorgelassen.

Den K65.

Der sogenannte Panorama Ultra Trail ist der Klassiker des IATF.

Denn hierbei drehen die Teilnehmer eine große Runde um Innsbruck und genießen dabei das atemberaubende Panorama der Tiroler Bundeshauptstadt.

Mit 1.700 Höhenmeter wirkt der 62-Kilometer-Rundkurs auch deutlich laufbarer als die zwei anderen Ultra-Distanzen.

Aus diesem Grund habe ich mich auch bewusst für den Panorama Ultra Trail entschieden.

Hätte ich gewusst, wie schwer dieses Rennen sein würde, ich hätte mich vermutlich nicht für den K65 angemeldet.

Hohe Erwartungshaltung

Im Gegenzug zum Großglockner-Ultratrail, bei dem ich einfach nur ins Ziel kommen wollte, hatte ich für die 60 Kilometer rund um Innsbruck einen Plan.

Ich wollte das Rennen wirklich racen und dafür bis an die absolute Schmerzgrenze gehen.

Vier Wochen zuvor konnte ich beim lokalen Belgenbachtrail in der Eifel meine Form bereits bestätigen.

Nach 18 Kilometern und 566 Höhenmetern sicherte ich mir den zweiten Gesamtplatz.

Zwei Wochen später lief ich beim traditionellen Hermannslauf mit leicht angezogener Handbremse unter die Top100.

Mit ordentlich Selbstbewusstsein im Gepäck bin ich also nach Österreich gereist.

Die Vorbereitungen auf den Wettkampf-Tag liefen jedoch alles andere als optimal.

Unsicher, ob ich die geleerten Kohlenhydratspeicher am Freitagabend mit einem Flammkuchen wieder auffüllen sollte, habe ich mich lieber wie gewohnt ernährt.

Quark, Früchte und Müsli-Topping waren zuvor auch immer zuverlässige Energielieferanten.

Allerdings bin ich dann auch nie länger als 30 Kilometer gelaufen.

Zum Frühstück gab es die vertrauten Overnight Oats.

In Pflanzenmilch eingeweichte Haferflocken, die meine Speicher rund vier Stunden vor dem Start füllen sollten.

Als ich die Tür meines Hotelzimmers hinter mir zugezogen und noch ein leichtes Hungergefühl gespürt habe, hätte das schon ein erstes Warnsignal sein müssen.

Meinem Startblock entsprechend, sortierte ich mich in die ersten beiden Läuferreihen ein.

Nicht mehr ganz so selbstbewusst, wie noch wenige Tage zuvor.

Denn um mich herum standen Athleten, die ganz offensichtlich einen Ausrüstervertrag hatten und einem professionellen Team angehörten.

Trotzdem wollte ich mich direkt nach dem Startschuss in der Spitzengruppe festbeißen.

Auf den ersten beiden flachen Kilometern war das Anfangstempo bereits sehr hoch.

Als die Elite-Athleten das Tempo aber selbst beim ersten Anstieg nicht reduzierten, wurde mir mein Ehrgeiz zum Verhängnis.

Beim Race-Briefing am Vortag wurde bereits darauf hingewiesen, dass der Aufstieg zum Natterer See über die Sillschlucht aus einem technisch anspruchsvollen Single-Trail besteht und ein Überholen auf diesem Abschnitt nicht möglich sei.

Ich befand mich also inmitten einer sich mit unfassbaren Tempo bewegenden Trail-Schlange, in der ich den Abstand zum Vordermann nicht größer werden lassen konnte, weil ich bereits den warmen Atem meines Hintermanns in meinem Nacken spürte.

Keuchend und hochpulsig rannte ich also die ersten 250 Höhenmeter bergauf.

In einer Pace, für die ich nicht trainiert hatte.

Schon gar nicht für eine Distanz von 60 Kilometern.

Beim Start des K65 vom Innsbruck Alpine Trailrun Festival stand ich dicht hinter den Spitzenathleten

Ein bisschen Schwund ist immer

Insgeheim hatte ich natürlich darauf gehofft, irgendwann ins Rollen zu kommen – in einen Zustand, in dem es sich wie von selbst läuft und die Anstrengung dem Spaß am Sport weicht.

Für gewöhnlich brauche ich dafür auf einer Langdistanz zwischen fünf und zehn Kilometer.

Und gerade als ich das Gefühl hatte, im Flow zu sein, wurde ich unsanft aus ebendiesem gerissen.

Ich behaupte von mir selbst, aus gemachten Fehlern zu lernen.

Vor allem, wenn ich den Fehler schon in einer anderen Situation aber unter den gleichen Umständen bereits 20 Jahre zuvor gemacht habe.

"Robin, denk bitte daran, beim Rollerfahren auf nassen Untergründen aufzupassen. Lehn dich nicht zu stark in die Kurven. Und lenk erst recht nicht zu stark auf nassen Gullideckeln oder Straßenmarkierungen ein".

Diesen Hinweis gab mir mein Fahrschullehrer bei einer verregneten Fahrt.

Einige Wochen später, es war mein 16. Geburtstag und der erste Tag, an dem ich meinen Führerschein und ein Roller mein Eigen nennen konnte, schmiss es mich in einer Kurve.

Natürlich auf einer feuchten Fahrbahn.

Und selbstverständlich auf einem nassen Gullideckel.

Zwar trug ich nur ein paar Blessuren von dem Sturz davon, vom Spott meiner Roller-Kumpels konnte ich jedoch noch lange zehren.

Dabei stürzt halt jeder mal.

Nur eben nicht gleich am ersten Tag nach Erhalt des Lappens.

Gleiches gilt für das Laufen auf Abwegen.

Bei dem ganzen Geäst, den technischen Downhills und der schneller einsetzenden Unkonzentriertheit ist es nur eine Frage der Zeit bis man auf die Nase fällt.

Solange man sich nicht schlimm verletzt, ist ein Sturz ja auch keine große Sache.

Da war ich also, erschöpft nach meinem ersten Anstieg und heilfroh, dass ich mir beim Downhill eine kleine Verschnaufpause vergönnt wurde, als mein Kopf plötzlich dumpf auf dem Waldboden aufschlug.

Ich hatte die rechte Steilkurve schon ins Visier genommen, beim Abbiegen jedoch die nasse Wurzel übersehen, die mir zum Verhängnis wurde.

Ein aufgeschlagenes Knie, eine Risswunde an der linken Hand und Abschürfungen an der gesamten linken Körperhälfte erzählen noch heute die Geschichte meines Unfalls.

Glücklicherweise landete mein Kopf auf dem weichen Waldboden und nicht auf einem der Steine, die rings um die Bäume verstreut herumlagen.

Man sagt immer, dass die Downhill-Technik gelernt werden muss.

Aber auch richtig Fallen will gelernt sein.

Bislang habe ich mich in Perfektion geübt, meine Stürze mit meinem Kopf aufzufangen.

Das Gute eines solchen Sturzes?

Der Körper wird mit Adrenalin durchflutet, man ist wieder hellwach.

Die Kehrseite?

Vor mir lagen noch 51 Kilometer, die ich mit Schürfwunden und einem blutenden Knie laufen musste.

Und sobald die Wirkung des Adrenalins nachlässt, werden die Schmerzen spürbar.

Dagegen hilft also nur eins.

Mehr Adrenalin.

Die logische Konsequenz?

Bei Kilometer 16 fand ich mich erneut bäuchlings auf dem Boden liegen.

Wieder war es eine Kurve, die ich zu scharf genommen hatte.

Wieder war es ein nasser Untergrund, der mir zum Verhängnis wurde.

Wieder schlug ich mit dem Kopf voraus auf dem Boden auf.

Wieder bin ich zum Glück nur mit einem Schock davon gekommen.

Zumindest halbwegs.

Achtung Sturzgefahr: Die Singletrails des K65 vom Innsbruck Alpine Trailrun Festival waren gesäumt von rutschigen Ästen

Der Kampf mit Körper und Geist

Stürze sind nicht nur schmerzhaft, sondern auch kräftezehrend.

Um das Schlimmste zu verhindern, spannt sich der gesamte Körper an.

In meinem Fall war das deutlich spürbar.

Verkrampfungen in den hinteren Oberschenkeln zeichneten sich ab.

Das langsame Anschleichen von Krämpfe in dieser überforderten Muskelpartie kannte ich schon von meinem Ultra-Trail am Großglockner.

Allerdings verkrampften sich die Hamstrings dort wesentlich später im Wettkampf.

Der zweite große Anstieg nach 25 Kilometern saugte dann auch gleich die verbleibenden Kohlenhydrate und Elektrolyte aus meinem Körper.

Zum ersten Mal musste ich bei einer offiziellen Laufveranstaltung kurz pausieren, weil jetzt auch die Waden krampften und die Schmerzen sich nur durch ausgiebiges Dehnen reduzieren ließen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch in der Spitzengruppe der ersten 20 Teilnehmer mithalten können, musste meine Konkurrenz dann aber Schritt für Schritt an mir vorbeiziehen sehen.

Eigentlich war ich auch für solch Worst-Case-Szenarios vorbereitet.

Ich hatte Salztabletten im Gepäck, sie aber augenscheinlich zu spät eingenommen.

Gleiches gilt für den Energy-Drink, den ich ab der Hälfte des Wettkampfs stündlich zu mir nehmen wollte.

Und so kam es, dass ich bei der Versorgungsstation am Höttinger Bild nach 30 Kilometern total entkräftet und völlig verkrampft mit meinem Körper und meinem Geist rang.

Ich dachte mehrmals daran, einfach auszusteigen und ein Did not finish (DNF) in Kauf zu nehmen.

Doch acht Wochen Trail-Training einfach so über den Haufen werfen?

Den Rest des Panorama-Trails nicht sehen können?

Kein vollständiges Lauferlebnis für den Blog verfassen zu können?

Nicht mit mir!

Und wenn ich den Rest der Strecke im schnellen Wanderschritt zurücklege.

Ich werde über die Ziellinie laufen!

Also dehnte ich meinen gesamten Körper an der Verpflegungsstation nochmal kräftig durch, entdeckte die vitalisierende Wirkung frisch geschnittener Orangen-Spalten während des Laufens für mich und nahm den Laufschritt wieder auf.

Bis zur Marathon-Distanz lief ich Seite an Seite mit einem Teilnehmer aus der Schweiz.

Wir wechselten zwar keine Worte, dafür übernahm mal er die Führungsarbeit, mal ich.

Statt auf weichem Waldboden liefen wir jetzt auf knallhartem Asphalt.

Ein Untergrund mit dem ein Stadtmensch deutlich besser zurechtkommt.

Glücklicherweise führte uns der Streckenverlauf die nächsten 15 Kilometer leicht bergab.

Das war die Zeit, in der sich mein Körper wieder von den Strapazen erholen konnte.

Für das Foto habe ich mein bestes Lächeln aufgesetzt. Der Schnappschuss erzählt allerdings nicht die Geschichte wie ich mich nach knapp 30 Kilometern gefühlt habe

Gehma wieder?

In der mittelalterlichen Altstadt von Hall wartete die nächste Versorgungsstation mit frischen Orangen-Spalten, aber auch frisch zubereiteten Kaiserschmarrn.

Ich hätte definitiv zugegriffen, wenn ich gewusst hätte, dass mein Körper mit dem Mehl-Zucker-Milchgemisch klargekommen wäre.

Aber better safe than sorry!

Lieber auf Nummer Sicher gehen und sich mit dem verpflegen, was man auch gut verdauen kann.

Acht Orangen-Spalten und zwei Becher Wasser später hörte ich mich plötzlich in astreinstem Bayerisch sagen:

"Gehma wieder?"

Doch meinen Laufkompagnon aus der Schweiz konnte ich noch nicht wieder antreiben.

Er ließ mich ziehen.

Die restlichen 15 Kilometer teilte ich mir in zwei kurze Abschnitte zwischen einer weiteren Verpflegungsstation und dem Ziel ein.

Einen Dämpfer bekam ich nur von einem der freiwilligen Helfer.

Es sei nicht mehr weit.

Es gehe allerdings jetzt erstmal nur noch bergauf.

Im Zuge meiner Vorbereitung habe ich natürlich auch das Höhenprofil des K65 studiert.

Auf dem Papier sah tatsächlich alles relativ laufbar aus.

Die Anstiege waren nicht so steil, dass man gleich in einen Wanderschritt ausweichen musste.

Daher wusste ich auch, dass der letzte Uphill nicht ganz so kräftezehrend werden würde, wie die Anstiege beim Großglockner-Ultratrail.

Eines hatte ich jedoch nicht bedacht.

Vor dem letzten Anstieg würde ich bereits 48 Kilometer gelaufen sein.

Ich biss also ein letztes Mal auf die Zähne und folgte der Straße, die ich problemlos durchgehend hätte laufen können.

Leider machte mich ein weiterer Teilnehmer darauf aufmerksam, dass ich mich nicht mehr auf der richtigen Strecke befand.

Und natürlich war der richtige Anstieg auch deutlich steiler als die asphaltierte Straße, auf der ich ursprünglich unterwegs war.

Irgendwie überlebte ich den Uphill ohne weitere Krämpfe oder vergleichbare Probleme.

Bei der Versorgung am Herzsee gönnte ich mir erneut meine heißgeliebten Orangen-Spalten und ausreichend Flüssigkeit, um den anschließenden Downhill Richtung Innsbruck in Angriff zu nehmen.

Zwischen Stolz und Enttäuschung

Vorbei an Aldrans und dem Lanser Wald ging es auf tollen Trails überwiegend bergab nach Innsbruck und zurück zum Start- und Zielbereich an der Olympiaworld.

Nach 6:11 Stunden überquerte ich die Ziellinie als 24. und als 16. meiner Altersklasse.

Ausdauertechnisch hätte es sicherlich noch für einen Schlusssprint gereicht, allerdings war weder jemand zum Überholen in der Nähe, noch hat meine Muskulatur mitgespielt.

Die Gefahr zu Verkrampfen lauerte – trotz Energy-Drinks und regelmäßiger Zufuhr von Salztabletten – weiterhin in meinem Körper.

Rückblickend bin ich wahnsinnig stolz auf mich, das Rennen auf diese Weise beendet zu haben.

In Anbetracht meiner Vorbereitung muss ich aber auch ehrlicherweise zugeben, dass ich jedoch ein bisschen enttäuscht bin.

Nicht aufgrund meiner Laufperformance.

Ein 24. Platz ist als Kölner Flachland-Experte ein durchaus respektables Ergebnis.

Zumal ich wegen einer Hüft-Operation noch vor sechs Monaten auf Krücken angewiesen war.

Mich stört es, dass mich mein Körper an diesem Wettkampftag im Stich gelassen hat.

Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Die Glücksgefühle, überhaupt in der Lage zu sein, solch verrückte Distanzen zu laufen, überwiegen den negativen Gedanken.

Und wie sagt man so schön?

Aus Fehlern lernt man.

Auch, wenn ich dafür sicherlich mehrere Anläufe benötigen werde.

Im Zielbereich eines Ultra-Trails entstehen die ehrlichsten Bilder: Ich bin völlig erschöpft und überglücklich endlich nicht mehr laufen zu müssen

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Robin
Laufen und Schreiben sind meine absolute Leidenschaft. Als ausgebildeter Ausdauercoach, Content-Creator und Chefredakteur helfe ich dir, deine Ziele zu erreichen. Zudem halte dich auch über die aktuellen Neuigkeiten aus der Laufszene und über das neuste Running-Equipment auf dem Laufenden. Ob schnelle 5k oder lange 100 Kilometer, ob auf der Straße, in den Bergen oder in der Wüste – ich fühle mich auf allen Strecken und in jedem Gelände wohl.

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