Der heutige Test stammt aus der Feder von Andreas Greuel. Ein Läufer vom Run Squad CGN, der von seiner Stirnlampe so überzeugt ist, dass er für RunnersFinest freiwillig einen Artikel dazu geschrieben hat.
Andreas ist sowohl auf Instagram als auch auf Twitter aktiv. Folgt ihm für Updates aus seinem (Lauf-)Leben!
Die Fotos wurden von Florian Schmidt geschossen. Vielen Dank für das Shooting!
Florian ist ebenfalls auf Instagram unterwegs - werft mal einen Blick auf sein Profil!
Disclaimer:
Ich werde weder von Decathlon gesponsort, noch werde ich für diesen Beitrag bezahlt. Dieser Beitrag ist frei verfasst und spiegelt ausschließlich meine eigene Meinung und Erfahrungen wieder.
In diesem Artikel
Fast so gut wie Omas Rosenkohl - Ein Plädoyer für die Stirnlampe
Was haben Rosenkohl und Stirnlampen gemeinsam?
Beides sind Produkte, die im Winter ihre Hochzeit haben, deren Wirkung bzw. Funktionalität nicht zur Debatte stehen und die trotzdem bei der Masse nicht wirklich populär sind.
Will man es plump runterbrechen, läge man nicht so falsch zu sagen: Es gibt zwei Arten von Menschen.
Die einen schwören auf Rosenkohl (Stirnlampen).
Die anderen haben nichts dafür übrig.
Tendenziell ändert sich diese Ansicht mit zunehmendem Alter. Beim Rosenkohl, weil Erwachsene im Gegensatz zu Kindern besser mit Bitterstoffen umgehen können.
Bei der Stirnlampe aus Vernunft.
So zumindest war es bei mir.
Von Omas Rosenkohl kann ich mittlerweile nicht genug bekommen! Wunderbare Gemüse-Konsistenz, positive Wirkung für das Immunsystem und ein überragender Geschmack. Und als ich bei einem Run mit meiner Crew gesehen habe, wie zwei Läufer im Dunkeln umgeknickt und nur knapp dem Bänderriss entkommen sind, sprang bei mir ein Licht an.
Es war Zeit sich von seinen Vorurteilen gegenüber Stirnlampen zu trennen!
Klobig, schwer, nervig, überflüssig und unsexy
Muss ich mich zwischen beknackt Aussehen oder Bänderverletzung entscheiden, gehe ich all in auf den depperten Look.
Auch überflüssig ist eine solche Lampe nicht, selbst in einer Stadt wie Köln. Klar findet man überall auch im Dunkeln beleuchtete Strecken. Aber den schönsten Abschnitten der Stadt (Teile des Rheinufers, Stadtwald, Decksteiner Weiher uvm.) fehlt die Beleuchtung.
Wer damit leben kann, sich im Winter auf gewisse – beleuchtete – Strecken zu beschränken, kommt sicher auch gut ohne Stirnlampe aus. Wer, wie ich, aus Freude an der Natur auch gerne abseits der großen Lichter laufen möchte, hat beinahe keine andere Wahl.
Natürlich können sich die Augen mit der Dauer auf Dunkelheit einstellen und auch der Mond spendet bei klarem Himmel Licht. Aber wer ohne Stirnlampe unterwegs ist, bringt nicht nur sich, sondern auch seine Mitmenschen in Gefahr. Wie heißt es so schön? Sehen und Gesehen werden.
Im folgenden Review erfahrt ihr, wieso mir die anderen Gegenargumente mittlerweile egal sind und weshalb die Stirnlampe für mich nach nur zwei Monaten Testphase zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil meines Winterequipments gehört.
Auch wenn sie nicht annähernd an Omas Rosenkohl rankommt!
ONnight 710 von Decathlon
Der Kaufentscheidung für die ONnight 710 von Decathlon liegen drei Faktoren zugrunde:
Tragekomfort, Preis-/Leistungsverhältnis und Akkubetrieb.
Da es der erste Kauf einer Stirnlampe war, entschied ich mich dafür zu Decathlon zu fahren, um die verschiedenen Produkte probe zu tragen.
Mit einem Preis von 40 Euro gehört die ONnight aus der hauseigenen Kollektion sicher nicht zu den billigsten Modellen, allerdings hat sie für diesen Preis im Vergleich zur Konkurrenz einiges zu bieten. Vor allem Power.
Bis zu 300 Lumen Lichtstärke sind für drei Stunden Akkudauer möglich. Diese 300 Lumen haben es in sich und sorgen beim Gegenverkehr in der Stadt für besonders große Freude. Die Leuchtkraft ist in der höchsten Leuchteinstellung enorm und punktet darüber hinaus mit einer Reichweite von bis zu 80 Metern.
Diese Einstellung habe ich bis dato nur einmal für einen kompletten Lauf genutzt. Als wir mit zehn Läufern unterwegs waren und nur ich ein Licht dabei hatte und somit der ganzen Gruppe welches spenden konnte.
Ansonsten laufe ich bei 120 Lumen. Denn selbst in dieser Einstellung ist die Stirnlampe hell genug.
Leichtgewicht mit Power
Laut Hersteller leuchtet die Stirnlampe bei 120 Lumen für sechs Stunden. Im Praxistest hielt der Akku aber erstaunliche neun Stunden. Über einen Zeitraum von drei Wochen musste die Lampe kein einziges Mal aufgeladen werden.
Bekanntlich beeinträchtigen Regen und Kälte die Laufzeit der Akkus. Bei der ONnight 710 hatten aber Wind und Wetter keinen erkennbaren Einfluss auf die Leistung oder Funktionalität der Stirnlampe.
Der Schutzgrad der Lampe beträgt IPX4. Das heißt, die ONnight ist gegen Spritzwasser aus allen Richtungen geschützt. Den Praxistest hat die Stirnlampe problemlos überstanden. Ob sie auch einem Monsun standhält, konnte ich trotz diverser Schauer allerdings nicht in Erfahrung bringen.
Wie man es von guten Stirnlampen gewohnt ist, besitzt auch die ONnight diverse Licht-Modi:
Neben Standlicht I (300 lm), Standlicht II (120 lm) und Blinklicht (300 lm) gibt es zusätzlich noch eine Einstellung mit 30 Lumen Strahlkraft.
Diese kann man beispielsweise zum Lesen verwenden. Viel wichtiger ist jedoch, dass diese Einstellung die Notfunktion der Lampe ist. Falls der Akku im Betrieb mit 300 oder 120 Lumen zu Neige geht, lässt sich die Stirnlampe im 30 Lumen Modus noch einige Zeit betreiben.
Ungewöhnlich aber praktisch ist die Bedienung der Lampe. Statt per Druckknopf werden die einzelnen Modi über ein kleines Drehrädchen eingestellt.
Das mag nicht schön aussehen, ist aber funktionell. Denn sobald es kälter wird und Handschuhe alternativlos werden, macht sich das Drehrädchen bezahlt: Die Suche nach den entsprechenden Knöpfen entfällt.
Kein Schlackern. Kein Nerven.
Die Entscheidung zugunsten der ONnight 710 fiel als ich beim Probetragen gemerkt habe, dass ich nichts merke.
Zwar wirkt die Lampe mit 120 Gramm Gewicht sehr klobig. Doch aufgrund der Bauweise vergisst man schnell, dass man etwas auf dem Kopf trägt.
Die Lampe besteht aus zwei Teilen. Vorne befinden sich die LEDs und das Einstellungsrad. Zur besseren Gewichtsverlagerung befindet sich der Akku am hinteren Teil der Stirnlampe.
Im Gegensatz zum hinteren Teil der Lampe (90 Gramm) wiegt die Front gerademal 30 Gramm.
Dass ich einen Fremdkörper an der Stirn trage, habe ich bei 250 km Testkilometer kein einziges Mal gemerkt. Auch die Last am Hinterkopf spüre ich kaum. Begünstigt durch eine abgerundete Form des Hinterteils passt sich die ONnight der Kopfform des Trägers an.
Das größenverstellbare Band sitzt gut und ist rutschfest. Somit sind auch schnelle Einheiten mit der Stirnlampe kein Problem.
Fazit: Kaufempfehlung!
Des einen Freud ist des anderen Leid. Denn egal, wie gut man die Lampe einstellt, Fußgänger oder Radfahrer haben häufig etwas am grellen Licht auszusetzen.
Was blöde Kommentare angeht, sind Läufer in der Regel ziemlich abgestumpft. Im Falle der ONnight ist die Kritik vom Gegenverkehr jedoch berechtigt.
Grund dafür ist der Leuchtkegel, der trotz Neigungseinstellung nicht optimal ist.
Die Stirnlampe strahlt eher voraus. Das heißt, der direkte Weg des Läufers ist nicht unmittelbar beleuchtet. Stattdessen strahlt die Leuchte der ONnight in die Ferne.
Stellt man hingegen die Neigung so ein, dass der Weg vor den Füßen beleuchtet wird, blendet das Licht die eigenen Augen. Daran muss man sich gewöhnen.
Wie so oft ist die goldene Mitte dann die Lösung: Mit genügend Ausleuchtung in Nah und Fern ist das Gefühl geblendet zu werden auch weniger ausgeprägt.
Unterm Strich bietet die ONnight 710 für 40 Euro einen hohen Tragekomfort und eine sehr gute Leuchtleistung. Die Bedienung ist einfach und stellt selbst mit Handschuhen kein Problem dar. Die Abzüge für den Lichtkegel werden durch die erstaunlich gute Akkuzeit ausgeglichen.