Disclaimer:
Für diesen Test hat mir New Balance den FuelCell Rebel v2 zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Alle Aussagen stellen meine persönlichen Erfahrungen und Meinungen zum FuelCell Rebel v2 dar.
In diesem Artikel
Der FuelCell Rebel v2 auf einen Blick
- 204 g bei einer Laufschuhgröße von 44
- Sprengung von 6 mm
- Durchgehender, responsiver FuelCell-Schaum
- Rundum ergonomisch gedacht
Carbon, Carbon, Carbon.
Carbon everywhere.
Die Carbonflitzer von Nike, Adidas, Asics und Co. produzieren neue Rekorde wie am Fließband.
Und bei all diesen Technologiesprüngen im Laufschuhbereich verschwinden manche Segmente völlig aus dem Blickfeld.
So erscheint es zumindest.
Doch bei all dem – berechtigten – Hype um die Carbontechnologie gerät etwas in Vergessenheit.
Zum einen haben viele Läufer nicht unbedingt das Leistungsniveau für derart Schuhe.
Zum anderen sind sie nicht bereit die hohen Preise für Carbonschuhe zu zahlen.
Für all die, die auch gern mal schnell laufen, einen reaktiven Schuh unter ihren Füßen spüren und dabei noch auf die Finanzen achten wollen, gibt New Balance vor, die ideale Lösung parat zu haben:
Den FuelCell Rebel v2.
Wie er sich trägt, wie er sich läuft und für wen sich der Laufschuh eignet, liest du in diesem Review.
First Step In
Die Erwartungen und das Erlebnis hätten beim ersten Anziehen vom FuelCell Rebel v2 unterschiedlicher nicht sein können.
Denn Aussehen, Gewicht und Spezifikation des Schuhs geben mir die Erwartung, in einen gewöhnlichen, eher härteren, Tempotrainer zu steigen.
Beim first step in tauche ich allerdings in einen maximal gedämpften Laufschuh ein.
Im Vergleich dazu.
Für mich ist der Clifton 7 von Hoka One One einer der bequemsten Schuhe, die ich jemals getragen habe.
Doch dem FuelCell Rebel v2 gegenüber wirkt er steinhart.
Der Fuß taucht unglaublich flauschig in den FuelCell-Schaum der ultra-weichen Mittelsohle ein.
So, als trete ich in einen Wackelpudding.
Dank der sanften Schnürung und der erhöhten Fersenkappe schlüpft es sich problemlos in den Schuh.
Im FuelCell Rebel v2 sitzt der Fuß so gut, wie ich es bereits von den New-Balance-Modellen v890 und v880 gewohnt war.
In der Toebox haben die Zehen ausreichend Platz.
Der Mittelfuß sitzt kompakt, ohne dabei eingeschnürt zu werden.
Und die Ferse sitzt fest im hinteren Teil des Laufschuhs.
Einzig die weiche Mittelsohle lässt mich skeptisch zurück.
Wie soll der Schuh reaktiv sein und ich darin schnell laufen, ohne dass meine Haxen vor Instabilität zerbrechen?
Weg vom laschenlosen Design
Wie der Name schon sagt, ist der FuelCell v2 die zweite Version eines Schuhs, den New Balance 2019 als Tempotrainer in die Produktlinie aufgenommen hat.
Doch abgesehen vom Namen und einer ähnlich aufgebauten Sohle, haben beide Schuhe nicht mehr viel gemeinsam.
Das zeigt sich vor allem im Oberschuh – dem sogenannten Upper.
Hier hat New Balance alles über den Haufen geworfen.
Dazu aber später mehr.
Im Gegensatz zum Vorgänger ist die Zunge des FuelCell Rebel v2 nicht mehr mit dem Schuh vernäht.
Dadurch geht der sockenähnliche Sitz zwar verloren.
Der Laufschuh bietet jedoch wesentlich mehr Flexibilität beim Schnüren.
Die Lasche ist jedoch arg groß und breit geraten.
Hier hätte New Balance sicherlich noch etwas Material und somit auch Gewicht einsparen können.
Der Unterbau des Schuhs ist größtenteils gleich geblieben.
New Balance wollte den Schuh komfortabler machen.
Das ist dem amerikanischem Sportartikelhersteller auch gelungen.
Dank der lateralen Ausschweifung der Sohle entlang des äußeren Mittelfußknochens soll der FuelCell Rebel v2 aber dennoch die gewohnte Stabilität bieten.
Alle objektiven Fakten beiseite geschaffen, kommen wir zum Look.
Denn der Style läuft bekanntlich mit.
Der FuelCell Rebel v2 ist ein optisches Highlight!
War das Original noch eher ein Rebell im Sinne eines aufmüpfigen Teenagers mutet der v2 an, wie ein zielstrebiger Systemsprenger, der bereit ist, die Straßen zu erobern.
Federleicht & luftdurchlässig
New Balance hat das Upper grundlegend neu gestaltet und damit ein Statement gesetzt.
Das Mesh ist gemustert, leicht, luftdurchlässig, schmiegt sich gut an den Fuß an und bietet keine Druckpunkte oder störenden Ecken und Kanten.
Die durchlässige Mesh-Konstruktion bietet mehr Luftzirkulation.
Durch die Einsparung von Material wird allerdings nicht nur das Gesamtgewicht des FuelCell v2 reduziert.
Aufgrund der Beschaffenheit des Obermaterials wird der Laufschuh leicht transparent.
Sockenliebhaber können jetzt nahezu den kompletten Strumpf zur Schau stellen.
Beim Laufen im Regen bietet der FuelCell Rebel v2 allerdings kaum Schutz vor Nässe.
Fersenkonstruktion schützt Achillessehne
Was an Stabilität im Vor- und Mittelfuß-Bereich mitunter vermisst wird, gleicht die Fersenpartie mit einem ordentlich Halt wieder aus.
Die Erhöhung an der Ferse ist hoch genug, um gut in den Schuh zu sinken.
Außerdem bietet diese Konstruktion einen guten Schutz für den Achillessehnenansatz.
Denn die Ferse wird durch den FuelCell Rebel v2 gut umschlossen.
Selbst mit individuellen Einlagen bleibt dieser Schutz erhalten.
Oft führt die Nutzung von orthopädischen Einlegesohlen zu einem Hinausrutschen der Ferse.
Das ist beim FuelCell Rebel v2 aber nicht der Fall.
Positiv zu bewerten ist zudem die Fersenplatte.
Sie ist so beschaffen, dass sie ausreichend Halt bietet, ohne zu viel Druck auf die Achillessehne auszuüben.
Energy recovery ohne Carbontechnologie
Die Mittelsohle ist das Herzstück des Laufschuhs.
Beim FuelCell Rebel v2 wird sie definitiv die Meinungen spalten.
Die einen werden die Zwischensohle lieben.
Die anderen werden sie sicherlich sofort ablehnen.
Laut New Balance ist der FuelCell-Schaum das reaktivste Material, das je in einem Schuh verbaut worden ist.
Jeder Läufer soll durch die Dämpfungstechnologie ausreichend Energie zurückgewinnen, besser vom Boden abfedern und langsamer ermüden.
Und das alles ohne Carbonfaserplatte.
Gleichzeitig sollen sich deine Läufe weder hart noch steif anfühlen.
Somit unterscheidet sich der Rebel v2 also grundlegend vom klassischen leichten Temposchuh.
Tatsächlich ist dieses Laufgefühl sofort erlebbar.
Egal ob bei mäßigem oder schnelleren Tempo.
Der Fuß sinkt im Mittel- und im Vorfußbereich stets weich ein, ohne dabei ein Gefühl von Energieverlust zu vermitteln.
Das Laufen fühlt sich somit wesentlich leichtfüßiger an.
Allerdings hat dieses Laufgefühl einen Preis.
Denn beim Laufen vermisse ich das sichere Stabilitätsgefühl.
Außensohle mit hohem Verschleißpotenzial
Die Außensohle ähnelt der des Vorgängers.
Zudem finden sich auch Elemente vom FuelCell TC – dem großen Bruder aus dem Carbon-Segment.
Die Gummimischung, die für Traktion und guten Bodenkontakt sorgen soll, ist mit einem Muster vorgegeben und führt vom kompletten Vorfuß bis zum äußeren Mittelfuß.
Hier wird die Sohle breiter – wie eine Art Flügel.
Somit gibt der FuelCell Rebel v2 das ideale Abrollverhalten vor:
Auf dem Mittelfuß landen und kräftig über den Vorfuß abdrücken.
Hinsichtlich der Laufökonomie mag das gut gemeint sein.
Allerdings hat die Außensohle seine Tücken.
Denn der Rest der Sohle erscheint sehr fragil.
Zudem wirkt das Material nicht sehr langlebig.
Ich bin erst knapp 70 Kilometer in dem Schuh gelaufen, rechne aber damit, dass die Sohle nicht allzu lange halten wird.
Bei Nässe sollten die Kurven nicht zu eng gelaufen werden.
Hier besteht erhöhte Rutschgefahr!
Die Stärken des FuelCell Rebel v2
Ich kann mich nur wiederholen.
Die Stärken des FuelCell Rebel v2 liegen eindeutig in der Mischung aus Leichtigkeit und Bequemlichkeit.
Gepaart mit einem Laufgefühl, bei dem man sich stets vergewissern muss, ob man überhaupt Schuhe an den Füßen trägt.
Mit dem Update des Obermaterials hat New Balance aus meiner Sicht nahezu alles richtig gemacht.
Der Schuh ist nicht nur optisch ansprechend.
Der FuelCell Rebel v2 besitzt auch alle Eigenschaften, die ein guter Leightweight-Trainer besitzen sollte.
Ein großer Vorteil:
Auch mit individuellen Einlagen bleibt der FuelCell Rebel v2 bei jedem Tempo laufbar.
Die Schwächen des FuelCell Rebel v2
Mein Vertrauen in den Grip bei Nässe ist gering, meine Lust mit dem FuelCell Rebel v2 über etwas gröberen Schotter zu laufen nicht vorhanden.
Zu groß ist die Angst, die Sohle zu schnell zu verschleißen.
Auf dem federnden Waldboden verliert der Rebel seine Laufeigenschaft, da er selbst schon genügend Bounce besitzt.
Zudem bietet die Außensohle auf matschigen oder laubigen Grund keinen Halt.
Klar ist aber auch, dass der FuelCell Rebel v2 ein Territorium favorisiert.
Und das ist trockener und fester Untergrund.
Außerdem werden Freunde der Marathon-Schnürung die zusätzliche Öse beim FuelCell Rebel v2 schmerzlich vermissen.
Somit besteht keine Möglichkeit den Halt am Rückfuß durch eine individuelle Schnürung zu verstärken.
Fazit
Ich war skeptisch, ob ein derart weicher Schuh wirklich so reaktiv sein kann, wie es der Hersteller verspricht.
Aber ein 13-Kilometer-Lauf mit einem Schnitt von 4:30 min/km hat mich überzeugt.
Ja, er kann.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass der New Balance FuelCell Rebel v2 all das gut kann, was er vorgibt sein zu wollen.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die Tempo-Bandbreite rangiert von 4:00 bis hin zu 6:00 min/km.
Der FuelCell Rebel v2 fühlt sich aber bei einem Tempo von 4:30-5:00 min/km am wohlsten.
Ich persönlich würde den v2 sowohl auf 10k und auf 21k laufen.
Mitunter auch für 5-Kilometer-Rennen.
Sicherlich kannst du auch einen Marathon mit dem FuelCell Rebel v2 laufen.
Für diese Distanz ist mir der Schuh langfristig jedoch zu schwammig.
Suchst du einen Laufschuh, der dir ein sicheres Gefühl von Halt und Stabilität bietet, solltest du dich eventuell nochmal umschauen.
Denn durch das Einsinken im Mittelfußbereich bietet der FuelCell Rebel v2 ein erhöhtes Verletzungspotenzial der Gelenke.
Suchst du hingegen einen Laufschuh für Tempo-Dauerläufe, dann solltest du den Rebel v2 definitiv in die engere Auswahl nehmen.
Aufgrund seiner gewöhnungsbedürftigen Zwischensohle solltest du den Schuh von New Balance aber definitiv im Laden deines Vertrauens auf die Probe stellen.
Zu guter Letzt sei noch der Preis erwähnt.
Mit 140 Euro liegt der Rebel v2 im mittleren Preissegment.
In Puncto Perfomance liefert der Laufschuh aber viele Eigenschaften, die sonst nur bei hochpreisigen Schuhen mit Carbon zu finden sind.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist somit hervorragend.